Sterben die Bienen, sterben wir

imkerin Bildquelle: meinbezirk.at

Ein Artikel auf meinbezirk.at (13. Juni 2016)

Sterben die Bienen, sterben wir.

Marlies Nadlinger lernt das Imkern und schreibt auf ihrem Blog, wie wichtig es ist, die Bienen zu schützen.

TRAISMAUER (je). Die Traismaurerin Marlies Nadlinger ist stolze Besitzerin von vier Bienenvölkern. Sie will aber nicht nur das Imkern lernen, sondern vor allem auch die Menschen darauf aufmerksam machen, dass es den Bienen nicht gut geht. Darüber schreibt sie auf ihrem Blog „Honigsüss“, wo sie auch Tipps rund ums Imkern gibt.

Vom Opa lernen
Marlies Nadlinger stammt aus Traismauer und lebt momentan in Wien und Traismauer. Ihre Bienen befinden sich in Waldlesberg. Auf die Bienen ist sie durch den Großvater ihres Partners gekommen. „Vor ein paar Jahren gab es die Diskussion bei uns am Familientisch, ob jemand Lust hätte, die Bienen von meinem ‚Schwiegergroßvater‘ zu übernehmen. Das klang damals schon spannend für mich“, erklärt die Mutter eines kleinen Sohnes. In ihrer Karenzzeit hat sie dann…weiterlesen.

Die Bienensaison kann endlich starten!

Endlich passt das Wetter und mein honigsüsses Imkerherz hüpft sehr hoch, denn nach einem langen Winter und etlichen Verlusten, gibt es – hurra! – 2 gute Nachrichten:

  1. Meine Bienen arbeiten schon auf Hochtouren – die Honigräume sitzen oben – und ich kann voraussichtlich nächste Woche zum ersten Mal in diesem Jahr Honig schleudern. UND…
  2. Ich durfte bereits den ersten Brutableger bilden und mir somit ein neues Volk für nächstes Jahr sichern.

Aber nochmal kurz zurück zum langen und (fast) aussichtslosen Winter bzw. Frühjahr: Meine 4 Völker wurden ordnungsgemäß im Spätsommer eingefüttert und gegen die Varroa behandelt. Nach ein paar milden Tagen im Jänner, haben wir uns dazu entschlossen nochmal gegen die Varroa vorzugehen. Leider mit großem Verlust…

Meine traurige Bilanz: 75% Verlust im Winter 2016/17

Die Hälfte meiner Völker war bereits im Herbst sehr schwach und die zusätzliche Varroa-Behandlung hat ihnen leider den Rest gegeben. Hinzu kommt, dass sie auf Grund der Rückkehr des Winters im Februar viel Hunger leiden mussten. Eine Mischung aus beidem war dann das Ausschlaggebende warum ich Anfang März ganze 3 von 4 Völker nur mehr tot aufgefunden habe.

Aber zum Glück gibt es Imkervereine und sehr nette Kollegen, die einem in so schwierigen Zeiten zur Seite stehen und so durfte ich mich bereits im April über 2 neue Völker freuen, die wir mit Erfolg in meine leeren Beuten übersiedelt haben.

Jetzt kann’s losgehen!

Nach einem sehr schwachen Start ins neue Jahr – auch wettermäßig gesehen – können meine Bienen jetzt endlich bei Traumwetter Gas geben und sich auf ihre Arbeit, dem Brüten und Honigsammeln, konzentrieren.

Bevor die Schwarmzeit auf Hochtouren läuft, habe ich mir 2 Ablegerkästen zugelegt (bestellt bei bienenladen.at) und sie für die kommende Saison fit gemacht. Die Kästen wurden von mir, wie auch schon meine Beuten zuvor, mit einer bienenfreundlichen Holzlasur (PIGROL) behandelt.

Erster Brutableger sitzt im Kasten

Ein Ableger darf sich bereits über sein neues Zuhause freuen: dabei wurden von uns Futter- und Brutwaben mit bestiftelten Weiselzellen entnommen und in den Ablegerkasten gehängt. Damit die Bienen nicht in ihr altes Zuhause fliegen, werden sie über Nacht eingesperrt. Ab sofort bleibt das Jungvolk in dem kleinen Kasten wohnhaft, lernt sich kennen und zieht sich eine neue Königin auf. Nach einem Monat wird es dann in die leerstehende 4. Beute übersiedelt und kann sich hoffentlich bis zum Herbst stark entwickeln.

In den kommenden Wochen herrscht Schwarmzeit und ich kann mir weitere Ableger schaffen, damit ich meinen Bienenbestand bis zum nächsten Jahr selbst sichern kann.

 

Pflanzt mehr Blumen für Bienen!

Bienen müssen sich ausgewogen ernähren und viel Nektar, Pollen und Honigtau einsammeln um zu überleben. Der Imker wird immer dafür sorgen, dass es in seinem Garten genügend Blühpflanzen gibt, die auf dem Speiseplan der Bienen stehen. Aber er hat keinen Einfluss, welche Pflanzen in der Umgebung wachsen, er ist stets auf die Nachbarschaft, deren privaten Gärten und Grünanlagen angewiesen.

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Viele exotische Bäume, Sträucher oder Pflanzen sehen zwar im Garten hübsch aus, bieten den Bienen aber keine Futterquelle. Bienen fliegen nur Trachtpflanzen an, die nektarreiche Blüten haben und wichtige Pollenspender sind, zum Beispiel Löwenzahn, Klee, Kuhblume, Hahnenfuß uvm. Die Summe dieser Trachtpflanzen wird als ‚Bienenweide‘ bezeichnet.

Gleich loslegen und Blumenwiese pflanzen

Mit dem Anpflanzen einer (Wild)Blumenwiese kannst du dir in nur wenigen Schritten eine eigene ‚Bienenweide‘ schaffen und den Bienen dabei helfen gute Nahrung zu finden. Egal ob im eigenen Garten, auf dem Balkon oder in deinem Urban Garden in der Stadt, Wildblumen sehen nicht nur schön aus und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, sie machen deinen Platz auch lebenswerter!

Was du dafür tun musst, verrät dir hier Honigsüss:

  • Wie lege ich eine Blumenwiese im eigenen Garten oder am Balkon an?

Im Handel gibt es diverse Blumenwiese-Mischungen (*GRATIS hier anfordern!), bestehend aus Kräutern, Blumen, Klee und Gräser. Natürlich kann man sich auch eine Mischung selbst individuell zusammenstellen, zum Beispiel aus

Gräsersorten:
Glatthafer, Knäuelgras, Wiesenfuchsschwanz, Aufrechte Trespe, Schwingel-Arten, Zittergras
Wiesenblumen:
Löwenzahn, Wundklee, Scharfgabe, Bärenklau, Margarite, Scharfer Hahnenfuß, Rote Lichtnelke, Sommer-Adonisröschen, Gänseblümchen, Glockenblume, Kornblume, Vergissmeinnicht, Klatschmohn, Wiesenschaumkraut, Weißklee, Hopfenklee, Rotklee
Kräuter:
Echter Koriander, Ringelblume, Johanniskraut, Echter Salbei, Petersilie, Nachtkerze, Schwarzkümmel, Weiße Malve, Echter Thymian, Fenchel, Boretsch

Der Standort wird je nach Bedingungen ausgewählt, am Besten eignet sich ein nährstoffarmer und trockener (aber wasserdurchlässiger) Boden, der viel Sonne abbekommt. Je nach Standort wachsen die Blumenwiesen unterschiedlich.

  • Ist mein Boden dafür geeignet?

Wenn du einen Erdziegel ausstichst und mit den Händen erfühlst, kannst du feststellen, welcher Erdboden in deinem Garten vorhanden ist.

Ein sandiger, kiesiger Boden, meistens hell gefärbt, lässt Wasser und Nährstoffe schneller in die Tiefe sinken. Schwere Böden bestehen aus Lehm- und Tongemisch, sie lassen sich kneten und sind bröselig. Je dunkler der Boden desto humus- und nährstoffreicher ist er.

Auch ein Rasenboden kann in eine Blumenwiese umgewandelt werden. Hierfür musst du das Düngen und die Mahd aussetzen. Allerdings kann es Jahre dauern bis sich ein Rasenboden umstellt und eine richtige Blumenwiese erkennbar macht.

  • Wie gehe ich weiter vor?

Der Boden sollte im ersten Schritt umgegraben und gelockert werden, dabei wird auch das Gras entfernt. Im nächsten Schritt werden die Samen verteilt und mit dem Rechen leicht in den Boden gedrückt oder eingeklopft. Wichtig ist dabei, dass die Samen im Licht keimen können und die Erde ca. 4 Wochen feucht bleibt.

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Für jene, die sich eine Blumenwiese auf ihrem Balkon oder der Terrasse schaffen wollen: Wildblumen und Kräuter wachsen und gedeihen auch prächtig in Töpfen und anderen Pflanzengefäßen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass keine allzu nährstoffreiche Erde verwendet wird und das Wasser gut abrinnen kann.

  • Wann setze ich die Saat aus?

Die Aussaat kann im Frühjahr zwischen März und Juni aber auch erst im August/ September erfolgen.

  • Wie pflege ich eine Blumenwiese?

Nach etwa 10 Wochen kann das erste Mal gemäht werden um lästiges Unkraut zu vernichten. Die erste Mahd ist insofern wichtig, damit die Blumen dichter nachwachsen können.
Der große Vorteil einer Blumenwiese ist, sie braucht nicht viel Pflege: Es sollte nur 2 mal im Jahr, bestenfalls im Juli und Oktober gemäht werden. Eine Blumenwiese sollte so wenig wie möglich betreten werden, dann wächst und gedeiht sie jedes Jahr aufs Neue und kann von ihren Bewohnern ausgiebig genutzt werden.

Es braucht sehr viel Geduld bis die ersten Blumen gedeihen! Im 1. Jahr blühen hauptsächlich Ackerblumen, im 2. und 3. Jahr wiesentypische Arten.

Auf keinen Fall wird eine natürlich wachsende Blumenwiese mit chemischen Pflanzenschutzmitteln oder Dünger behandelt!

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* GRATIS Blumensamen könnt ihr gleich hier anfordern!

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Mehr zu Blumen und Kräutern, die Bienen versorgen:

Übersicht der 100 wichtigsten Trachtpflanzen für Honigbienen

Blühkalender

Wichtigste Blütenpflanzen, die zur Zeit blühen

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Weitere Information:

Bienenhaltung und Naturschutz, Helmut und Margrit Hintermeier
…sehr interessant und lehrreich für Gartenbesitzer, Naturschützer, Lehrer, Insekten- und Vogelfreunde.

Bienenweide, Günther Pritsch
…ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Imker

Wenn Bienenstiche heilen

Der deutsche Fernsehsender ARTE hat kürzlich eine interessante, 26-minütige Dokumentation über uralte Bienenheilkunde in Rumänien ausgestrahlt.

Die Heilkraft der Bienenprodukte, aber vor allem die Therapie mit Apitoxin (Bienengift) soll ihren Ursprung u.a. in Rumänien haben. Dort lassen sich Patienten damals wie heute freiwillig von Bienen stechen um ihren Schmerz vorzubeugen und zu lindern. Die Apitherapie ist in Rumänien voll und ganz in die Schulmedizin integriert und erlebt dort einen einzigartigen Aufschwung.

Wir wissen bereits, dass der Bienenstock aus vielen Arzneien (Propolis, Bienenbrot, Pollen, Gelèe Royale, Honig) besteht, die schmerzstillend, antiseptisch aber vor allem antibiotisch wirken. Aber der Urmensch wusste davon noch nichts und soll sich zuerst mit dem Bienengift geheilt haben. Durch direkte Bienenstiche lassen sich Schmerzen lindern, vorbeugen und in vielen Fällen sogar heilen.
Dabei soll die allergene Eigenschaft des Bienengifts die körpereigene Produktion von Kortison anregen und unsere Immunabwehr stärken. Es bietet unserem Körper sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe an.

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(Bildquelle: Bonne Pioche Télévision) 

Der bewusste Einsatz von Bienengift wird unter anderem zur Behandlung von Rheuma, Gürtelrose, bei Muskelschmerzen, Autoimmunerkrankungen oder Multipler Sklerose empfohlen. Sogar bei Kopfschmerzen und Hexenschuss soll diese Therapie helfen. Und im asiatischen Raum, wo viel mit Akupunktur gearbeitet wird, wird auch jegliche Art von Krebs mit Bienengift behandelt.

Aber zurück zum Bienenstich! Der Stich an sich funktioniert wie eine Art Mikro-Nadel, die Biene setzt dabei ihr Gift ab und stirbt Stunden später. Die Menge des Gifts ist – gemessen an der Wirkung eines Bienenstichs – sehr gering: Nur 0,1 bis 0,3 mg wiegt das einzige Gifttröpfchen der Biene. Nach dem Stich sollte der Stachel möglichst abgekratzt, nicht rausgezogen werden.

Viele von uns assoziieren einen Bienenstich mit Schmerzen und einer ominösen Schwellung, oft auch eine Schocksituation, woraus sich desöfteren eine Bienenphobie entwickeln kann. Aber der Bienenstich an sich ist nicht gefährlich und aus Imkerkreisen weiß man, dass Gestochene einen gesundheitlichen Nutzen davontragen. So wird man kaum einen Imker finden, der an Rheuma leidet oder durch einen Schlaganfall gefährdet wäre. Mir wurde auch mal gesagt, ein Imker der an Allergien leidet, so etwas gäbe es nicht.

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Was tun wenn’s nach dem Stich brennt?
Abgesehen vom Kühlen der schmerzenden Stichwunde, gibt es ein gutes Hausmittel, das hilft: Zwiebel auseinander schneiden und mit der Schnittkante auf den Stich legen.
Unmittelbar nach dem Stich können auch die homöopathischen Globuli „Apis Mellifica“ (lat. Honigbiene; wird aus dem Bienengift gewonnen) eingenommen werden.

An meine honigsüssen Leser: Wenn Ihr nun künftig barfuß durch die Wiese lauft und von einer Biene gestochen werdet, dann beißt die Zähne zusammen, seid trotz Schmerzen auch ein kleines bisschen dankbar für das heilvolle Bienengift und denkt daran, was es in eurem Körper bewirken kann.

Arte-Dokumentation online nachzusehen:
Medizin in fernen Ländern: Rumänien – Heilsame Bienen
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(Titelbild Bildquelle: Bonne Pioche Télévision)